Kritik an „Kony 2012“

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Original-Plakat der Kampagne
Kony, Bin Laden, Hitler

Seit ein paar Tagen rollt ein dramatisch aufgemachtes Video durch nahezu alle Ecken des Internets und gelangte so in kurzer Zeit zu millionenfachen Klicks und weltweiter Aufmerksamkeit, vor allem bei den jüngeren Nutzern sozialer Netzwerke.

Die virale Kampagne „KONY 2012“, in dessen Mittelpunkt das halbstündige Video steht, verfolgt vermeintlich die Absicht, den Kriegsverbrecher Joseph Kony mit Hilfe des Internets weltbekannt machen und so seine Verhaftung zu bewirken.

Joseph Kony ist Anführer der Lord’s Resistance Army, die in Uganda, der Zentralafrikanischen Republik, dem Kongo sowie dem Südsudan aktiv ist und seit 1987 geschätzte 66.000 Kinder entführt, versklavt und zu Soldaten gemacht hat.

Obwohl es natürlich befürwortenswert ist, Bewusstsein für dieses Thema zu schaffen, wird die Organisation die hinter dem Video steckt, jedoch für ihre Forderungen, die manipulative Darstellungsweise und den Umgang mit Spendengeldern stark kritisiert…

So wird bemängelt, dass der Film nicht ebenfalls die Kriegsgräuel der anderen beteiligten Konfliktparteien wie der Sudanesische Volksbefreiungsarmee beleuchtet, sowie den Beitrag der schwierigen politischen Lage im Allgemeinen zur Anheizung des Konflikts unberücksichtigt lässt und so leichtfertig in gut und böse unterteile, ohne ein differenziertes Bild zu liefern. (…)

Weiter steht die verantwortliche Organisation Invisible Children Inc schon länger in der Kritik, viele der Spendeneinnahmen für Gehälter und Produktion neuer Filme auszugeben. (…)

Auch befürwortet die Organisation eine millitärische Intervention. So unterstützt Invisible Children inc die Armee Ugandas und die Sudan People’s Liberation Army, die beide ebenfalls mit Vorwürfen von Plünderungen und Misshandlungen konfrontiert sind.

(Wikipedia.de: Kony 2012)

Aber man kann auch Positives sehen…

Sieht man über die offensichtlichen Unzulänglichkeiten der Macher hinweg und KONY 2012 lediglich als einen Versuch, ein größeres und gerade in den westlichen Medien häufig vergessenes Thema wieder in die Öffentlichkeit zu rücken, quasi als einen “Test der globalen Internetkultur” (Wired), ist das Projekt durchaus ein Erfolg: Neben den reflexartigen Unterstützern sind es gerade auch die kritischen Stimmen, die zeigen, wie das Internet auch komplexe Themen differenziert und reflektiert.

(Zeit.de: Mit Social Media gegen den Völkermörder?)

Nachtrag 10. März:

Der Verdacht liegt nahe, dass hier im großen Stil pro-amerikanische Propaganda von Seiten US-amerikanischer Politiker betrieben wird. (…) Propaganda oder auch Edward Bernays jüngerer Clou, die PR, sieht Aufklärung im Sinne von Bildung mündiger Gedanken nicht vor. Geglaubt wird, was vermittelt wird.

(Netzpiloten.de: Von PR, Propaganda und dem Hype um einen Schlächter)

Wenn der Verdacht der politischen Propaganda auftaucht, hilft es manchmal sich die Berichterstattung der „anderen Seite“ anzuschauen… Zum Thema „Kony 2012“ und dem militärischen US-Engagement in Uganda berichtet Russia Today:

Kony? What about America’s war criminals?

Pepe Escobar: Oil behind US nose poking in Uganda

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